Aus geteilten Städten - From Divided Cities
- Paramon Verlag 2017
Vorwort
Sprachbilder und Bildsprache treffen sich in diesem Buch, unserer gemeinsamen Plattform für das lange gehegte Gefühl einer besonderen Gesinnungs-Gemeinschaft.
Als Grenzgänger und Mauerblümchen verstehen wir uns, die Geschichte der Risse und Brüche in unseren heimatlichen Geschicken, Geschichten und Kulturen und auch die fortwährende Suche nach den Berührungs-Punkten eint uns.
Unsere Begegnung hat kaum sichtbare Spuren hinterlassen.
Das kleine Etwas das sich uns als bindendes Glied unterhalb der Pfade alltäglicher Kommunikation Sinn-bildlich zueinander wies, findet in diesem Buch seine Form, seine Gestalt, seine Bühne.
Die Städte der Länder, die wir genau dort aufsuchen, wo sich das europäische Auf- Zu- oder Weg-Gehen auf die Anderen, das sogennant Fremde ereignet - treten als Flucht- und Orientierungspunkte in Erscheinung.
In unserer Verortung ist "Aus geteilten Städten" ein VON und ein NACH WIE VOR, ein hinein, hinaus und mittendrin, ein Fliehen und ein zögerliches Ankommen; es deutet sich eine Himmels- und Richtungslosigkeit an, die ihre Achsen Kreuz und Quer legt, von OstnachWest wie SüdnachNord; diese Perspektive vereint uns an den Schnittpunkten, dort wo wir ringen um lyrische Präzision und bildliche Ästhetik - alles dabei selbstredend aufgegriffen und verarbeitet in Bild und Wort aus dem was sich uns natürlich darbietet.
Das ist weit entfernt von Schönmalerei, davon ENT-FERNEN wir uns mit Nachdruck; statt dessen interessieren uns die verborgenen „Perlen“, dort wo es menschelt zieht es uns hin, und manchmal meinen wir die Verbindungslinien zu finden, tief vergraben unter den oberflächlichen, alltäglichen Katastrophen.
Dort wo wir mit unseren Sprach-Bildern die aufmerksamen Finger auf die Wunden legen, die Linse scharf drauf halten und das Wort im Munde verdrehen, dort sind wir zutiefst betroffen, dort sind wir zuhause. Und dort suchen und zuweilen finden wir zugleich all das in die Zukunft Weisende oder Versprechende und Versprochene – im zutiefst Menschlichen, Kreatürlichen.
Auch das ist "Aus geteilten Städ(t)ten", das ist was wir teilen möchten mit all den anderen Beobachtenden, Wortbildspielern, Lichtgestalten.
Das ist vielleicht denn auch die einzige schlichte Botschaft die wir uns trauen und den Betrachtern und Lesern zumuten wollen: in all ihrer simplen Schlichtheit überzeugt (uns) das MIT-TEILEN als Lebens-, Leid- und Lust-Prinzip zutiefst.
Foreword
Word-Visions and pictured words meet in this book, a shared platform for our lasting conviction of a special like-mindedness.
We regard ourselves as commuters across borders, a breed of human wallflowers. The stories of cracks and tears in our native fate, history and culture, as well as the forthgoing search for common ground are what unite us.
Our encounter left hardly any visible tracks apart from those images carefully collected for this book. Yet underneath the paths of everyday communication we discovered a little ‘something’, expressed within this book as an invisible link, finding its form, a Gestalt, and its stage.
The cities of the countries we visit, exactly where European reaching-out or turning away from to strangers, or so-called otherness occurs, emerge as vanishing- and orientation points. According to our personal geography, ‘From divided cities’ is a FROM and a TO, an into, out of and centre stage, it is fleeing and hesitant arrival; it suggests an absence of sense of direction, which lays its axes criss and cross, from EasttoWest like SouthtoNorth. This perspective unites us at the intersection of lyrical precision and visual aesthetics — where we take and process into words and photos what we are naturally given and presented.
This is far from ‘pretty painting’, from which we emphatically distance ourselves; instead, what interests us are the hidden gems of humanity, the uniting principles which occasionally reveal themselves, deeply buried under superficial catastrophes.
Where our Word-Visions lay an attentive finger on visible wounds, with a focused lens and twisted words, there we are most deeply moved, there we are at home.
And there we seek and occasionally find all that points to the future, the promising and the promised, in the depths of the human and the natural.
This, too, is ‘From divided Cities’, it is what we wish to share with all other critical observers, those who play with words and images, lightbeings.
Maybe this is the only and simple message that we dare make to our readers and viewers: SHARING, in all of its absolute simplicity, is profoundly convincing as the Life-, Pain-, and Pleasure-Principle of all human endeavours.
Frank Röhricht and Andreas Coutas
LandinSicht - Leutner Verlag Berlin
2007
In diesem Buch wird eine Auswahl der parallel, aber unabhängig voneinander in den letzen 20 Jahren enstandenen Lyrik von Frank Röhricht und der Fotografie von Frank Herbst vorgestellt. In einem stillen, offenen Dialog sind die unterschiedlich inszenierten bewegten Körper/Gestalten sowie die Beschäftigung mit den Zwischenräumen und Randerscheinungen sinnhafter Begegnungen das bindende Glied zwischen den beiden Medien.
Der Text, den ich schreibe:
ist immer werdend, nie erstellt, es wird gebaut, hinzugefügt, abgerissen.
Ich habe beim Schreiben immer eine Gestalt vor Augen,
eine Fühl-Gestalt, eine Körper-Gestalt.
Ich schreibe um dieser Gestalt willen, die lebt,
schreibe, um mich zu be-wältigen, ES zu bewältigen.
Ich bemühe mich also, offen zu legen, in den Vordergrund zu stellen,
fühl-, sicht-, und erlebbar zu machen -
die Gestalt, das was sie tut, wie sie ist, wie sie sich bewegt, in-e-motion.
An der Begegnungslinie zwischen mir und der Gestalt entscheidet sich,
entscheide ich fortwährend über meinen Bezug zu ihr.
Ich erlebe die Gestalt, taste und fühle die Gestalt, Sprache ist ein Hilfsmittel.
Ich versuche eine Brücke zu schlagen - zur Gestalt, zum anderen, zu mir, schreibend.
Ich schreibe nur dann, wenn ich be-wegt bin, es ist nicht leicht, bewegt zu sein.
Ich lasse mich schreibend tragen, fühle und gestalte die Gestalt, die ich schreibe
Während ich vor einigen Tagen schrieb, tanzte ich.
Visuelle Eindrücke drängen sich mir unablässig beim Schreiben auf.